Die deutschen Big Men bei der EuroBasket
Die deutsche Mannschaft hat eine tolle EuroBasket gespielt, ihre Ziele erreicht und verdient eine Medaille gewonnen. Dabei gab es vor den Titelkämpfen erhebliche Diskussionen über die Besetzung der großen Positionen. Aber die deutschen Big Men erfüllten ihre Aufgaben voller Motivation, und sie erfüllten sie gut. Vor diesem Turnier wurde eigentlich ausführlicher über die Spieler gesprochen, die auf diesen Positionen nicht dabei waren. Mit Maxi Kleber, Isaiah Hartenstein und Moritz Wagner fehlten drei NBA-Spieler, mit Tibor Pleiß ein zweimaliger Euroleague-Champion. Doch wer weiß, wie es ausgesehen hätte, wenn alle Stars eingecheckt hätten? Hätte es – wie manchmal im Sport – möglicherweise Probleme mit den Rollen gegeben? Bei 80 Minuten für fünf Akteure wäre es nicht einfach gewesen, geballte und mit Ansprüchen verbundene Starpower glücklich zu halten. Dadurch, dass WoBo im Schnitt nur sieben Minuten spielte und der Bamberger Chris Sengfelder sein Bankdasein akzeptierte (weshalb er aufgrund seiner geringen Einsatzzeit im folgenden Text nicht explizit erwähnt wird), empfand das Trio Voigtmann, Thiemann und Theiß eine große Sicherheit. Und zusätzlich hatte Gordon Herbert die Small-Ball-Option mit Niels Giffey auf der Vier.
Johannes Voigtmann
Der 29Jährige zeichnete sich durch seine Spielintelligenz aus. Voigtmann sah den freien Mann und war aus meiner Sicht manchmal sogar zu teamorientiert, wenn er gute eigene Abschlusschancen gegen maximal äquivalente Optionen seiner Mitspieler eintauschte. Seine 24 Assists wurden nur von Dennis Schröder übertroffen. Mit nur 5,7 Punkten lag er als Scorer unter den Erwartungen, war aber mit 6,7 Rebounds bester Deutscher in dieser Kategorie. Voigtmann gab mit seiner Fähigkeit, sowohl Power Forward als auch Center spielen zu können, Variabilität auf den großen Positionen. Zudem war er mit seinem besonnenen aber gleichzeitig bestimmten Auftreten einer der Meinungsführer, die den Charakter des Teams bei der EuroBasket prägten.
Johannes Thiemann
Wenn sich ein Spieler, der mit 28 Jahren nicht mehr der allerjüngste ist, stetig verbessert, dann spricht es für seine Arbeitseinstellung und seine Liebe zum Basketball. Johannes Thiemann war der Finals-MVP in der BBL, obwohl er bei ALBA BERLIN in der Regel hinter Luke Sikma von der Bank kam. Diese Rolle spielte er auch bei der Nationalmannschaft, wo er immer sofort Betriebstemperatur erreichte. „JT“ lieferte Energie, konnte mit seinem Dreier das Feld weit machen und nach einer Wurftäuschung oder aus dem catch and go den Korb attackieren. Dazu kam seine exquisite Fußarbeit im Low Post. Über die Jahre hinweg hat er sein Repertoire erweitert, so dass es fast schon die Bezeichnung komplett verdient. Der Berliner trug entscheidend zum Erfolg bei der EuroBasket bei.
Daniel Theis
Kein anderer Spieler der deutschen Mannschaft musste im Turnierverlauf soviel einstecken wie Daniel Theis. Zu allem Überfluss bekam er in manchen dieser Situationen auch noch ungerechtfertigt ein Foul aufgebrummt. Aber wer seit fünf Jahren mit 2,04 Meter als eigentlich zu klein geratener Center in der NBA sein Brötchen verdient, hat gelernt, mit solchen Dingen umzugehen. Der 30Jährige stand seinen Mann in der Verteidigung, musste aber immer sein Foulmanagement im Auge behalten. Nachdem eine Verletzung seine Teilnahme lange in Frage gestellt hatte, gewann er bei der EuroBasket zusehends an offensivem Rhythmus. Sein Pick and Roll mit Dennis Schröder war ein Bread-and-Butter-Play.
Jonas Wohlfarth-Bottermann
Bei diesem Spieler komme ich nicht umhin, zunächst mit nutzlosem Trivialwissen zu glänzen. WoBo ist ein Nachfahre von Arndt Bottermann, der 1647 als letzter „Hexer“ in Deutschland hingerichtet wurde. Jetzt zum Basketball: Im Angriff sollte der 32jährige hier und da einmal einen Durchstecker verwerten. Seine Hauptaufgaben lagen aber in den Bereichen Rebounding und Verteidigung. Kein Spieler kam unerwarteter in den finalen EM-Kader als der Mannschaftssenior. Mit dem Wissen, dass diese EuroBasket sehr wahrscheinlich sein einziges großes Turnier bleiben dürfte, genoss der Neu-Hamburger jede Sekunde und zeigte großen Teamspirit.