Offensiv-Rating und Defensiv-Rating

Basketballkorb vor Großstadtsilhouette

Offensiv-Rating und Defensiv-Rating 

Die MHP RIESEN Ludwigsburg sind eine Defensiv-Mannschaft. Ist das die Wirklichkeit oder ein tradiertes Narrativ, das auf vergangenen Realitäten fußt? Fakt ist, dass die Ludwigsburger im Defensiv-Rating im Mittelfeld rangieren (8.), aber ihre Offensive die drittbeste der Liga ist. Letzteres dürfte für die meisten Beobachter überraschend kommen. Genauso, wie wir mit unserer Wahrnehmung bezüglich der Stärken und Schwächen eines Teams falsch liegen können, besteht die Gefahr, dass wir die Gründe für einen guten Angriff oder eine starke Verteidigung falsch verorten. Deshalb möchte ich mir die jeweils drei besten und schlechtesten Offenses und Defenses der Liga vorknüpfen und anhand der Zahlen nach dem 23. Spieltag Zuordnungen vornehmen. Ich bin selbst gespannt, was am Ende dabei herauskommen wird.

Die Offensive

Bonn, Berlin und Ludwigsburg führen das Klassement beim Offensiv-Rating an. Die Bayern finden sich lediglich auf dem neunten Platz wieder. Es fällt auf, dass alle drei Topteams sehr gut darin sind, sich am Brett zweite Chancen zu erarbeiten. Bonn (1.), Berlin (3.) und Ludwigsburg (6.) liegen alle bei der Offensiv-Rebound-Quote im vorderen Drittel. Bei der der Zusammenfassung der Wurfpräzision über effektive Feldwurfquote (ein erfolgreicher Dreier wird im Vergleich zu einem Zweier mit dem Faktor 1,5 bewertet) sind Berlin und Bonn auf den ersten beiden Plätzen, Ludwigsburg ist Elfter. Die Assist-Quoten unterstreichen die Gemeinsamkeiten von Berlin (1.) und Bonn (3.). Ludwigsburg setzt traditionell auf viel 1-1 und landet deshalb hier nur auf Platz 16. Das führt dazu, dass sich die Barockstädter prozentual die wenigsten Ballverluste leisten, während hier die Berliner (15.) weit hinten stehen. Aber beim Assist-Turnover-Ratio finden wir genau die gleiche Reihenfolge wie beim Offensiv-Rating: Bonn vor Berlin und Ludwigsburg!

Ich blicke jetzt nicht ganz so ausführlich auf die drei schlechtesten Offensiv-Mannschaften Hamburg, Frankfurt und Braunschweig. Die Löwen haben mit den Ballverlusten (18.) und der effektiven Feldwurfquote (18.) zwei massive Probleme, Frankfurt mit dem Offensiv-Rebounding (18.) und Hamburg mit den Ballverlusten (17.) jeweils eines. Auffällig ist, dass alle drei Teams viele Feldkörbe assistieren und hier die Plätze vier bis sechs einnehmen! Aber beim Assist-Turnover Ratio sind es die Ränge 13 (Frankfurt), 16 (Hamburg) und 18 (Braunschweig).

Die Defense

Mit dem Angriff gewinnst Du Spiele, mit der Verteidigung Meisterschaften. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage erfährt seine Prüfung in den Playoffs. Es ist aber frappierend, dass beim Defensiv-Rating die ersten drei der Tabelle in genau der gleichen Reihenfolge auftauchen. Bonn vor Berlin und München.

Da bei der Offense offensichtlich der Assist-Turnover-Ratio eine große Rolle spielt, habe ich bei der Verteidigung zuerst auf ihn geschaut – mit einem verwirrenden Ergebnis. Gegen Bonn weisen die Kontrahenten diesbezüglich das schlechteste Verhältnis auf, gegen die Bayern das beste (!), und die Albatrosse liegen im Mittelfeld. Es gibt aber ganz klar zwei andere Indikatoren, die offensichtlich für eine gute Verteidigung sprechen. Das ist zu einem die Rebound-Quote am defensiven Brett: Bonn (1.), München (2.) und Berlin (4.) gehören hier zur absoluten Spitze. Genauso entscheidend ist die effektive Feldwurfquote des Gegenübers. Hier erlauben Bonn, Berlin und München in exakt dieser Reihenfolge (genauso wie in der Tabelle und beim Defensiv-Rating insgesamt) die schlechtesten Werte.

Die schwächsten Mannschaften in der Verteidigung sind Heidelberg, Bayreuth und Crailsheim. Alle drei Teams rebounden am defensiven Brett unterdurchschnittlich und sind noch schwächer darin, Ballverluste zu forcieren. Beim gegnerischen Assist-Turnover-Ratio entsteht im Gegensatz zu den besten Mannschaften ein klares Bild. Crailsheim (15.), Heidelberg (17.) und Bayreuth (18.) kampieren im Keller, und bei der gegnerischen effektiven Feldwurfquote nehmen sie sogar die letzten drei Plätze ein (16. Bayreuth, 17. Heidelberg, 18. Crailsheim).

Die Ergebnisse

Bei der Verteidigung kommen wir zu einem relativ klaren Ergebnis. Die Top-Mannschaften halten das defensive Brett sauber und gestatten ihren Kontrahenten deutlich unterdurchschnittliche Quoten. Vor allem in diesem Bereich haben die schwachen Defensiv-Teams massive Probleme.

Wenn wir auf den Angriff schauen, fällt es schwerer, allgemeingültige Muster ausfindig zu machen. Blicken wir auf Bonn und Berlin sind das Offensiv-Rebounding und die effektive Feldwurfquote zwei entscheidende Faktoren. Beziehen wir aber noch Ludwigsburg und die schwachen Teams ein, landen wir am ehesten beim Assist-Turnover-Ratio. Es scheint offensichtlich eine wichtige Rolle zu spielen, in welcher Relation korbvorbereitende Pässe zu Ballverlusten stehen. Oder anders ausgedrückt: Wer den Ball an einen Mitspieler in aussichtsreicher Position weiterreicht wird erfolgreicher sein als Derjenige, der das Spielgerät in die Hände des Kontrahenten gibt.

Aber natürlich gibt es auch andere Einflüsse, die sich statistisch nicht messen lassen. Rollenakzeptanz oder Teamspirit. Mit Charakter erreicht man seine Ziele, über Motivation kommt man im Sport zum Erfolg!

Euer