Dirk Bauermann kehrt zum DBB zurück
Neun Mal Deutscher Meister, eine Silbermedaille mit Deutschland bei der Eurobasket 2005 und die Afrikameisterschaft 2021 mit Tunesien – die Erfolgsbilanz von Dirk Bauermann kann man nur als beeindruckend bezeichnen. Der gebürtige Oberhausener war Vorbild für eine ganze Generation von Basketball-Trainern in Deutschland. Er hat das Berufsprofil hierzulande entscheidend mitgeprägt und -entwickelt. 22 Jahre lang patrouillierte der „Man in Black“ an den Seitenlinien in der BBL, so dass man ihn mit Fug und Recht als ein Kind der Bundesliga einstufen darf. Mit mittlerweile 65 Jahren begibt er sich jetzt auf die letzte Etappe seiner großen Schleife. Dafür hat sich Dirk Bauermann zu einer Rückkehr zu seinen Wurzeln entschieden. In Krefeld und in Leverkusen hatte er als Jugendtrainer seine ersten Erfahrungen gesammelt. Auf dieser Basis startete er seine Laufbahn, die Engagements in elf Ländern auf vier Kontinenten umfasst. Jetzt hat er es sich zum Ziel gesetzt, den deutschen Jugendbasketball näher an die europäische Spitze zu führen. Seit dem 1. Januar 2023 trägt Dirk Bauermann die Verantwortung für die Konzeption des männlichen Nachwuchsbereiches beim Deutschen Basketball Bund und wird daneben auch als Trainer eines oder mehrerer Jugendnationalteams fungieren.
Leverkusen, Bamberg, EM-Silber und Bayern
Nach Lehrjahren in den USA kehrte der damals 30Jährige 1988 nach Deutschland zurück und übernahm in Leverkusen das Amt des Assistenten von Jim Kelly. Nach nur einer Saison wurde Bauermann auf den Chefsessel gehievt und startete eine riesige Titelserie mit sieben Deutschen Meisterschaften in Folge. Nach drei unsteten Jahren übernahm er 2001 das Traineramt in Bamberg, gewann zwei Meisterschaften und legte den Grundstein dafür, dass die Franken die bislang erfolgreichste Mannschaft dieses Jahrtausends sind. Außerdem führte er die Deutsche Nationalmannschaft 2005 zur Vize-Europameisterschaft, wobei er eindrucksvoll bewies, wie man einen Superstar (Dirk Nowitzki) und Teamplay miteinander in Einklang bringen kann. 2011 schaffte er mit den Bayern den Bundesligaaufstieg, bevor er ein Jahr später unmittelbar vor dem Saisonstart völlig überraschend beurlaubt wurde.
Verrückte Erfahrungen im Ausland
Eine illustre Karriere ist natürlich auch reich an Anekdoten! 2014/2015 trainierte Bauermann den russischen Erstligisten Wolgograd. Der Vereinspräsident war Milliardär, zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre jung und der festen Überzeugung, er könne in seinem Europapokalteam selbst mitspielen. Am Ende der Saison setzte Bauermann seinen Chef in einer Partie bei Chimki tatsächlich ein und erlebte, wie sich ein steinreicher Mann im direkten Duell mit dem Ex-NBA-Profi Victor Claver nach jedem Ball hechtete…
2018 zog es den Handlungsreisenden in Sachen Basketball nach China. Als er mit dem Clubbesitzer über den Einsatz eines Jugendspielers diskutierte, signalisierte dieser ihm durch das Senken seines Kopfes, dass das Gespräch beendet war und Bauermanns Wunsch nicht erfüllt werden würde. Mit einem solchen Spirit und Kommunikationsformen dieser Art dürfte er in seiner neuen Rolle beim DBB nicht konfrontiert werden, aber mit Instagram und Co. sollte er sich als Jugendbundestrainer schon mal vertraut machen!
Der Reiz der neuen Aufgabe
Für Dirk Bauermann ist es laut eigener Aussage an der Zeit, „etwas zurückzugeben“. Den Schritt, jetzt in den Jugendbereich zurückzukehren, hat er gut überlegt. „Ich muss nicht mehr für das Geld arbeiten. Ich möchte meine Lust an der Arbeit sinnvoll einsetzen“, sagt der ehrgeizige Basketballlehrer, der schon beim ersten Kontakt mit den Jugendlichen Feuer fing: „Ich hatte beim ersten U15-Lehrgang so viel Spaß in der Halle wie schon lange nicht mehr!“
Er möchte die Jugendnationalmannschaften konstant unter den besten acht Nationen in Europa sehen und dafür eine „gemeinsame Identität des deutschen Jugendbasketballs“ schaffen. Denn gerade in diesem Bereich sieht er traditionelle Basketballnationen im Vorteil.
Wer ihn kennt, weiß und spürt, dass er seine Aufgabe voller Herzblut angeht. Bauermann wird seine Ziele mit hoher Motivation verfolgen. Schon zu seiner Zeit als BBL- und Bundesligatrainer versuchte er, die Vereine davon zu überzeugen, mehr in Jugendarbeit und deutsche Spieler zu investieren. So hat er die 6+6-Ausländerregel mitentwickelt und war auch bereit, als dieser Vorschlag zunächst auf wenig Gegenliebe stieß, an die Medien zu gehen, um entsprechenden Druck aufzubauen. „Meine Absicht war es, eine größere Motivation für junge deutsche Spieler zu schaffen“, erinnert er sich. Damit hat Dirk Bauermann einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Profibasketball ein realistisches Berufsziel für junge deutsche Spieler geworden ist. Jetzt hat er sich bewusst für eine Position entschieden, in der er diesbezüglich nachlegen kann und in der Erfolg im Sport nicht nur an Titeln gemessen wird.
Euer