Die Belastungen eines Trainers im Profibasketball

Die Belastungen eines Trainers im Profibasketball

Trainer im Profibasketball ist ein Beruf ohne (mental) freien Tag in der Woche, die Tage haben deutlich mehr als acht Arbeitsstunden, wobei der größte Stress familienfeindlich auch noch an den Wochenenden ansteht.

Der Head Coach trägt für die sportliche und psychische Verfassung der Mannschaft die Verantwortung. Das heißt Trainingssteuerung, Trainingsgestaltung und Beziehungspflege sollten ganz oben auf seiner Agenda stehen. Je mehr Hilfe ein Coach von seinen Mitarbeitern in den Randbereichen seines Tätigkeitsfeldes erhält, desto stärker kann er sich auf diese Hauptaufgaben konzentrieren. Da sich Trainingslehre und Taktik im Basketball permanent weiterentwickeln und außerdem durch die Internationalisierung der Teams interkulturelle Kompetenzen immer wichtiger werden (und der Coach auch diesen Veränderungen gerecht werden muss), ist ein entsprechender Trainerstab unumgänglich für mittel- und langfristigen Erfolg.

Als ich Head Coach bei den Artland Dragons war, hatte ich das unfassbare Privileg, mit Tyron McCoy und Martin Schiller zwei herausragende Kollegen an meiner Seite zu wissen. Aber wenn sich ein Spieler verletzt hatte und wir nachverpflichten mussten, kamen auch wir ans Limit. Das hieß dann zusätzlich noch bis zwei oder drei Uhr nachts Kandidaten auf Video sichten. Das Ganze erinnerte uns dann an unsere Sommer, die wir damit verbrachten, neue Spieler zu sondieren. Wir haben immer auch mit einem gewissen Neid auf die großen Clubs geblickt, wo die Coaches durch Sportdirektoren und Scouts in diesem Bereich ganz massiv entlastet wurden. Die Coaches der kleinen Clubs haben ihrerseits aber wahrscheinlich mich um meine Situation in Quakenbrück mit zwei hochqualifizierten Assistenten beneidet.

Ein anderer wichtiger Aspekt im Alltag eines Coaches ist der Umgang mit Druck, denn den gibt es im Prinzip immer. „Druck? Welcher Druck? Druck ist, wenn arme Menschen sich dumm und dämlich arbeiten, um ihre Familien ernähren zu können. Im Fußball gibt es keinen Druck.“ Jeder kennt diese Aussage von José Mourinho, aber wer lebt danach?

Es gibt Vereine mit dem Anspruch, die Meisterschaft zu gewinnen. Andere wollen in die Playoffs, und für die Low-Budget-Teams geht es um den Klassenerhalt. Selbst wenn der Druck von außen vermeintlich gering ist, steht ein Coach unter Strom. Wer sich für den Trainerberuf entschieden hat, ist ein erfolgsorientierter Charakter und setzt sich permanent selbst unter Druck.

Deshalb fällt es auch so schwer, sich nur ansatzweise aus der Routine des Hamsterrades auszuklinken. Der Gedanke, was kann ich tun, um meine Spieler zu verbessern, ist omnipräsent. Coaches sollten sich klar machen, dass es manchmal dem Team am meisten hilft, wenn sie etwas für sich selbst tun, für ihre physische und mentale Regeneration.

Euer

Eine Meinung zu “Die Belastungen eines Trainers im Profibasketball

  1. Björn Hendrischke sagt:

    Stefan Koch versteht es wie kein Zweiter, seine Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse als erfolgreicher Profi-Basketball-Trainer in Worte zu fassen und inspiriert damit seine Leser! Bitte mehr davon…

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