Absage, Einsatz und „falsch positiv“
Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass ich mich unfassbar gefreut hatte, bei den beiden Vorrundenwochenenden um den MagentaSport BBL Pokal endlich wieder als Kommentator vor Ort sein zu dürfen. Das letzte Mal war ich am 7. März in einer Halle gewesen, um ein Basketballspiel zu übertragen. Beim damaligen Auftritt der Hamburg Towers in Göttingen sprach ich vor der Partie mit Johan Roijakkers, der sich Sorgen machte, dass möglicherweise bald nicht mehr gespielt werden könnte und „dieses Virus unseren guten Lauf kaputt macht“. Mit Manager Frank Meinertshagen tauschte ich mich noch darüber aus, ob man ab sofort auf das Händeschütteln verzichten sollte. Mein nächster geplanter Einsatz in der darauffolgenden Woche fiel schon dem Infektionsgeschehen zum Opfer. Ihr alle wisst, was seitdem geschehen ist.
Die erste Absage
Nach mehr als sieben Monaten Wartezeit sollte es für mich am 18. Oktober dann endlich weitergehen mit der Begegnung der Gruppe A zwischen Berlin und Braunschweig. Die Vorbereitung auf diese Begegnung verlief wie üblich. In der Woche vor dem Spiel studierte ich täglich den Pressespiegel bezüglich der Berichterstattung über beide Teams. Die war natürlich im Fall Berlin aufgrund der Euroleague-Partien deutlich umfangreicher. Grundsätzlich ist die Vorbereitung auf das erste Spiel einer Mannschaft immer die aufwendigste, da man sich mit dem neuformierten Kader vertraut machen muss. Also recherchierte ich wie üblich über die Zugänge, warf noch einen Blick auf die Webseiten der beteiligten Vereine und ließ die Informationen einfließen, die wir aus Holzkirchen, der Zentrale unserer Produktionsfirma thinXpool, erhalten. In einem längeren Telefonat mit unserem Redakteur Olli Dütschke besprach ich am Freitag die Interviewgäste und dann stand die Sendung. Ich notierte mir die Fragen für Coach Aíto und die anderen Gesprächspartner – und freute mich wie Bolle auf das Spiel.
Dann kam der Sonntag. Eine gute Stunde bevor ich losfahren wollte, klingelte mein Telefon: Olli Dütschke. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass ein Redakteur am Spieltag noch einmal anruft. Meistens geht es um kurzfristige Änderungen im Ablaufplan, weil beispielweise ein geplanter Interviewgast doch nicht zur Verfügung steht. Entsprechend dachte ich mir nichts, als ich sah, dass Olli mich zu erreichen versuchte. Seine ersten Worte sorgten aber schnell für Ernüchterung: „Das Spiel fällt wegen eines positiven Corona-Tests bei Berlin aus.“ Ich zischte ein Wort in der Fäkalsprache, blieb zu Hause und lauschte von der Couch aus meinen Kollegen.
Der erste Einsatz
Neues Wochenende, neues Glück. Meine Ansetzungen: Am Samstag Oldenburg – Braunschweig und am Sonntag Bonn – Braunschweig. Während ich für Oldenburg und Bonn wieder den ganz großen Rahmen ziehen musste, genügte für die Braunschweiger glücklicherweise ein Update. Zwei Spiele hieß auch zwei Vorbesprechungen mit den Redakteuren, Frederik Voss für Samstag und dem bereits erwähnten Olli D. für Sonntag. Als ich mich am Samstag ins Auto setzte, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Aber Frederik rief nicht an. Na also, endlich wieder Hallen- und Arbeitsluft schnuppern!
Redaktionsbesprechung im Freien mit Abstand und Masken, egal – es ist weder kalt noch regnet es. In der Halle muss ich mich penibel an die Hygienevorschriften halten. Außerhalb meines „Aquariums“ bin ich nur mit Maske unterwegs. Das Parkett ist für mich tabu, ich darf es auch mit Maske nicht betreten. Liebend gerne würde ich einmal zu den Bänken gehen und mich mit den Spielern austauschen, aber das ist nicht erlaubt. Der Weg dorthin ist abgesperrt. Bis zur Halbzeit ist die Übertragung „business as usual“, aber dann wird die Macht des Virus wieder deutlich. Oliver Braun, der Braunschweiger Geschäftsführer, war eigentlich zu Beginn des Pausenprogramms vorgesehen, telefoniert aber. Frederik gibt mir aufs Ohr, dass ich den Beitrag mit Dr. Florian Kainzinger zur Situation bei den Berlinern vorziehen soll. Das mache ich. Braun hat mit Jens Staudenmayer, dem Prokuristen und Kaufmännischen und Sportlichen Leiter der Liga gesprochen, der ihn über einen positiven Test bei Bonn, dem nächsten Kontrahenten informiert hat. Das darf Braun im Interview aber nicht sagen, da die offizielle Bekanntgabe noch aussteht. Entsprechend weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon.
„Falsch positiv“
Nach dem Spiel muss ich die Highlights in der Halle vertonen. Das Hygienekonzept verbietet es mir, den Ü-Wagen zu betreten. Mittlerweile ist es durchgesickert, dass ein Bonner Spieler mit dem Virus infiziert sein soll. Nach der Vertonung kommt Frederik dann auf mich zu: „Jetzt ist es offiziell. Zieh dein Sakko nochmal an und sprich den Sachstand in die Kamera.“ Auf dem Nachhauseweg ruft mich Olli Dütschke an, der genauso frustriert ist wie ich, dass „unser Spiel“ am Sonntag ausfällt. Am Montag erfahre ich dann, dass das Testergebnis des Bonner Spielers „falsch positiv“ war. Es sind verrückte Zeiten!
Bleibt gesund!
Euer