Heidelberg: Ein Traditionsverein mischt vorne mit

Basketballkorb unter blauem Himmel

Heidelberg: Ein Traditionsverein mischt vorne mit

Die Ziele eines Aufsteigers sind in er Regel überschaubar, in den meisten Fällen geht es in der ersten Spielzeit in höheren Gefilden um den Klassenerhalt. Wenn dann zusätzlich nur ein äußerst knappes Budget zur Verfügung steht, dann wird von Außenstehenden auch dieses Minimalziel als äußerst ambitioniert eingestuft und gerne in die Schublade Zweckoptimismus einsortiert. So erging es den MLP Academics Heidelberg, die nach ihrer Meisterschaft in der ProA mittlerweile ihre ersten vier Saisonspiele in der Basketball-Bundesliga bestritten haben. Am Sonntag traten die Heidelberger zum Spitzenspiel der ungeschlagenen Teams in Bamberg. Zwar kassierte man die erste Niederlage, aber dennoch kann der Start rundum als Erfolg gewertet werden.

Großer Traditionsstandort

Dabei hatten Pessimisten vor dem Saisonstart geunkt, dass der Neuling außer gutem Teamspirit und Tradition nicht viel zu bieten hätte. 13 Meisterschaften gingen an den Neckar, vier errang der Turnerbund Heidelberg zwischen 1948 und 1953, neun Mal gewann der Stammverein der MLP Academics, der USC Heidelberg, zwischen 1957 und 1977 den Titel. In jener Zeit war Basketball tatsächlich noch ein Studentensport, und die in den siebziger Jahren ganz zart beginnende Professionalisierung konnte der Verein nicht mitgehen. Von 1988 bis 1994 war man sogar nur in der Regionalliga beheimatet, ansonsten zumindest zweitklassig. 2012 erfolgte die Umbenennung in MLP Academics Heidelberg. In der Außenwahrnehmung entstand durch den Namenssponsor der Eindruck, dass das der Verein dadurch aus dem Vollen schöpfen könnte. Das dem nicht so war, zeigt, dass das Ziel Aufstieg erst ein knappes Jahrzehnt später realisiert werden konnte.

Starkes Duo Ely und Geist

Die bisherigen drei Siege gelangen, obwohl bei jeder Begegnung verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen waren. Den letztjährigen Hauptrundenprimus Ludwigsburg bezwang die Mannschaft von Trainer Branislav Ignjatovic mit einer Siebenmannrotation, weil drei Ausländer passen mussten.

Lange Zeit war fraglich, ob der Neuling überhaupt einen wettbewerbsfähigen Kader an den Start bringen würde. Zunächst einmal war es ein Kraftakt, die Lizenz zu erhalten. Dann wurden mit Robert Lowery und Kelvin Martin zwei Leistungsträger erst spät verpflichtet. Mit dem Routinier Shy Ely verfügen die Heidelberger über eine Integrationsfigur. Der 34Jährige stabilisiert das gesamte Team, auch deshalb, weil er nur selten die Kontrolle und Geduld verliert. Mit seinem zehn Jahre jüngeren Landsmann Jordan Geist steht ihm ein Akteur zur Seite, der in seiner ersten BBL-Saison mit 18 Punkten und starken 5,3 Defensiv-Rebounds bei einer Größe von 1,88 Meter brilliert.

Auf Kante genähter Kader

Brekkott Chapman ist der wichtigste Spieler auf den großen Positionen. Nach vielen Verletzungen in den letzten Jahren ist es eminent wichtig für die Heidelberger, dass er gesund bleibt. Bislang reboundet er deutlich besser als in der Vorsaison in Würzburg. Osasumwen Osaghae ist ein technisch noch roher Rebounder und Shotblocker, der aber gut zur in der ProA entwickelten Defensiv-Mentalität des Teams passt. Heidelberg erlaubt den Kontrahenten bislang nur 41,7 Prozent aus dem Feld.

Die deutsche Basis um den bislang überraschend starken Niklas Würzner, Max Ugrai und Phillipp Heyden ist eher schmal. Auch wenn diese Spieler ihre Aufgaben bislang bestens erfüllt haben, bleibt festzuhalten, dass der Kader nach dem Fingerbruch von Albert Kuppe auf Kante genäht ist. Aber dem Aufsteiger bleibt kaum eine andere Möglichkeit als dieser Ritt auf der Rasierklinge.

Gute Arbeit von Ignjatovic

Auch Head Coach „Frenki“ Ignjatovic gibt wie viele seiner Spieler sein Erstligadebüt. Nach 16 Jahren in der zweiten Liga (davon sieben in Heidelberg) gab es Stimmen, die auch ihm eine schwierige Anpassung prophezeiten. Aber der Serbe leistet exzellente Arbeit, die bisherigen Erfolge gehen zu einem beachtlichen Teil auf sein Konto.

Trotz der drei bisherigen Siege geht es in der Premierensaison ausschließlich um den Klassenerhalt. Wie immer im Sport, sind die Faktoren Motivation und Teamspirit für einen Underdog eminent wichtig. Auch deshalb dürfen die Verantwortlichen und Fans der Heidelberger zuversichtlich sein.

Euer