Martin Breunig für Thailand?

Spiel auf einem Freiplatz in Indonesien

Martin Breunig für Thailand?

Am Freitag und am Montag bestritt die deutsche Basketballnationalmannschaft in der WM-Qualifikation ihre ersten Länderspiele seit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Europameisterschaften. Wie es in diesen Fenstern während der (Vereins-)Saison üblich ist, fehlten die NBA- und Euroleague-Spieler. Für die meisten Akteure, die nominiert wurden, war es keine große Frage, dass sie dem Ruf des Bundestrainers folgen würden. Sie spielten in der Regel schon in den Jugendnationalmannschaften für den DBB.

Aber wer über zwei Staatsangehörigkeiten verfügt, kann im Seniorenalter für ein anderes Land spielen als zuvor in den Jugendwettbewerben. Kennt ihr noch Christian Standhardinger? Der gebürtige Münchner ist Sohn eines deutschen Vaters und einer philippinischen Mutter. Nach seiner Zeit an zwei US-Colleges kehrte er 2014 nach Deutschland zurück, wo er drei Jahre spielte, bevor er nach Asien wechselte. Im Sommer 2017 debütierte er in der philippinischen Nationalmannschaft und spielt mittlerweile seine fünfte Saison im Heimatland seiner Mutter.

Phong Ni Watt als zweiter Vorname

Es gibt einen aktuellen BBL-Spieler, der viele Gemeinsamkeiten mit Standhardinger aufweist und sehr intensiv darüber nachdenkt, den gleichen Weg zu gehen: Martin Breunig vom SYNTAINICS MBC. Wie der 33jährige Standhardinger war auch er deutscher Jugendnationalspieler und besuchte ebenfalls zwei Colleges in den USA. Beide werden mit einer Körpergröße von 2,03 Meter geführt, Breunig steht aktuell in Weißenfels unter Vertrag, Standhardinger machte dort 2014/2015 Station. Gibt es auch Unterschiede? Breunigs Mutter stammt aus Thailand, und sie nahm im Gegensatz zum Mama Standhardinger Einfluss auf den weiteren Vornamen ihres Sohnes: Phong Ni Watt.

Nach sechs Jahren USA zurück nach Deutschland

Martin Breunig wuchs in Leverkusen auf und hatte schon mit 14 schon feste Ziele, darunter das, in die USA zu gehen. Mit 18 war es dann soweit. Aber vor dem College absolvierte er noch ein Jahr Prep School. In Delafield (Wisconsin) besuchte er die St. John’s Military Academy. Dort gab es neben dem Sport tatsächlich militärischen Drill. „Wir mussten morgens um 6 Uhr schon strammstehen“, erinnert sich der 30Jährige, dem danach an der University of Washington nicht der erhoffte Durchbruch gelang, so dass er nach zwei Jahren an die University of Montana wechselte, wo sich der Erfolg einstellte und er richtig gute Zahlen auflegte. 2016 kehrte er dann nach Deutschland zurück. Der SYNTAINICS MBC ist mittlerweile sein vierter Club. Nach einem schwierigen Auftaktjahr mit einer überschaubaren Rolle in Ludwigsburg verbesserte sich Breunig während seiner drei Jahre in Bonn stetig. Zuletzt spielte er zwei Saisons in Oldenburg, bevor er im Sommer zu den Wölfen wechselte.

Die Wehrpflicht als bisherige Hemmschwelle

Die Unterschrift beim MBC kam auch deshalb spät zustande, weil sich der Big Man im Sommer ernsthaft mit einer Veränderung nach Asien befasst hatte. Die Unterlagen für einen thailändischen Pass liegen vor, was ihn bislang zurückgehalten hatte, ihn final zu beantragen, war die Wehrpflicht. Sie gilt in Thailand bis zu einem Lebensalter von 46 Jahren und umfasst einen zweijährigen Dienst. Aber diesbezüglich hat es eine Änderung gegeben: „Wenn man mit der Nationalmannschaft das Land repräsentiert, muss man keinen Wehrdienst mehr leisten“, erklärt Breunig, der „sehr gerne“ für die thailändische Nationalmannschaft spielen würde. Der diesbezügliche Prozess läuft, aber der 30Jährige bewertet die aktuelle Saison in Weißenfels nicht als Intermezzo: „Jetzt liegt mein kompletter Fokus auf dem MBC.“ Besonders gut gefällt ihm der Teamspirit bei den Wölfen.

Neue Erfahrungen für den Weltenbummler

Ein Wechsel nach Asien ist trotzdem sehr wahrscheinlich, denn als Thailänder wäre er Asiate und hätte damit auch bessere Chancen auf einen Vertrag in stärkeren Ligen wie zum Beispiel der chinesischen. Das muss aber nicht für immer sein: „Ich hätte ja die Chance, jederzeit nach Deutschland zurückzukehren“ lässt er durchblicken. Sein Vertrag beim MBC läuft nur ein Jahr. Im nächsten Sommer wird Martin Breunig die Situation neu evaluieren. Vieles spricht dafür, dass er nach Asien wechseln und für die thailändische Nationalmannschaft auflaufen wird. Natürlich könnte er auch mit einem thailändischen Pass in Deutschland spielen und in den FIBA-Fenstern zu den Länderspielen nach Asien reisen. Aber dem Weltenbummler Martin Breunig ist es auch Motivation, eine neue Erfahrung zu machen.

Euer