NINERS Chemnitz: Im zweiten Jahr schon in die Playoffs

Ein Verteidiger blockt einen Angreifer beim Dunking-Versuch

NINERS Chemnitz: Im zweiten Jahr schon in die Playoffs

Basketball in Ostdeutschland zu etablieren, galt lange Zeit als ein schwieriges, mitunter sogar aussichtsloses Unterfangen. Spätestens nach dem Entschluss des DDR-Ministerrates 1969, Sportarten ohne Medaillenchance bei den Olympischen Spielen in der Förderung massiv zu beschneiden, war das Schicksal der Korbjäger bis zur Wiedervereinigung besiegelt. Ohne Breite, Tradition und letztendlich auch finanzielle Ressourcen taten sich die Vereine trotz aller Motivation nach 1990 schwer, sich auf Bundesliganiveau zu etablieren. Der Mitteldeutsche BC aus Weißenfels galt über zwei Jahrzehnte hinweg als das Aushängeschild des ostdeutschen Basketballs, hat seinen Platz aber mittlerweile den NINERS Chemnitz räumen müssen. Der Derbysieg der Chemnitzer Anfang des Jahres unterstrich noch einmal, wer mittlerweile die Rolle des Platzhirsches innehat. Der MBC kämpft wie üblich gegen den Abstieg, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass der Standort keine größeren Ziele zulässt. Mit Rostock und Jena stehen derzeit zwei aufstiegswillige Projekte an der Spitze der zweiten Liga, so dass im besten Falle in der kommenden Saison vier ostdeutsche Teams im Oberhaus an den Start gehen könnten. Damit wäre die Rekordzahl von drei Mannschaften aus der Spielzeit 2017/2018 übertroffen.

Qualität und Kontinuität auf der Trainerposition

Bislang hat es nur der MBC zwei Mal in die Playoffs geschafft, aber das liegt mehr als 20 Jahre zurück. Derzeit spricht Vieles dafür, dass Chemnitz erstmals in der Postseason dabei sein wird. Aktuell stehen die NINERS auf dem sechsten Platz.

Nach einer beeindruckenden Debüt-Saison in der BBL legen die Sachsen im zweiten Jahr nach. Kontinuität und Qualität auf der Trainerposition tragen entscheidend zum Erfolg bei. Der Argentinier Rodrigo Pastore ist bereits seit 2015 für die NINERS tätig und identifiziert sich voll mit dem Programm. Der 49Jährige, der Deutschland aus seiner Zeit als Spieler kennt (Landshut, Bayreuth und Bonn), ließ sich auch von zwei knapp verpassten Aufstiegen nicht entmutigen und führte Chemnitz 2020 in die höchste Spielklasse. Nachdem er in der zweiten Liga zwei Mal zum Trainer des Jahres gewählt worden war, hat er sich auch im Oberhaus als einer der besten Coaches etabliert. Seine Mannschaften verfügen über eine klare Struktur, und seine taktischen Anpassungen während des Spiels sind ideenreich und präzise.

Stabiles deutsches Gerüst

Aber nicht nur der Coach, auch die Mannschaft hat Playoff-Format und beweist immer wieder einen starken Teamspirit. Es zeigt sich immer mehr, wie wichtig es ist, über ein stabiles deutsches Gerüst zu verfügen. Kapitän Malte Ziegenhagen ist ein Dreipunktewerfer, der als Spezialist eine wichtige Joker-Rolle einnimmt. Der 22jährige Nelson Weidemann entwickelte sich bis zu seiner Verletzung (Bruch des rechten Handgelenks) zu einem wertvollen Rotationsspieler und sollte das jetzt nach seiner Rückkehr auch wieder werden. Das Prunkstück bilden aber die beweglichen Niklas Wimberg und Jonas Richter, die beide 2,06 Meter groß und extrem vielseitig sind. Nationalspieler Wimberg kann drei verschiedene Positionen bekleiden und strahlt auch Gefahr von der Dreipunktelinie aus. Eigengewächs Richter ist ein Schweizer Taschenmesser, das im Schnellangriff den Ball vordribbeln oder auch einmal einen 30 Zentimeter kleineren Aufbauspieler verteidigen kann.

Starke Ausländer

Nachdem Gerald Robinson Ende November seine Ausstiegsklausel wahrnahm und nach Italien wechselte, erwarteten viele Beobachter einen Einbruch, zumal mit Frantz Massenat der einzig verbliebene Spielmacher an Rückenproblemen laborierte. Doch die Chemnitzer überstanden diese schwierige Phase und haben mittlerweile ihren Kader wieder aufgefüllt. Zunächst nahmen sie mit Trent Lockett einen erfahrenen und hochkarätigen Flügelspieler unter Vertrag, bevor sie dann zum Jahreswechsel mit Eric Washington den Robinson-Nachfolger präsentierten. Für den besten Korbwerfer der zweiten französischen Liga zahlten die NINERS eine Ablösesumme, was ihre Ambitionen und finanziellen Möglichkeiten unterstreicht. Neben den beiden Neuen verdienen aber auch die anderen Ausländer eine namentliche Erwähnung. Massenat fungiert als Stabilisator, der Litauer Mindaugas Susinkas brilliert mit starken Wurfquoten (64,4 Prozent Zweier, 47,5 Prozent Dreier, 92,0 Prozent Freiwürfe), Isiaha Mike ist einer der athletischsten und spektakulärsten Spieler der Liga und Darion Atkins einer der besten Center. Alle diese Akteure verfügen über viel Variabilität, so dass Chemnitz phasenweise vier Spieler über zwei Meter auf das Feld schicken kann.

Nervenstärke und Erfolge gegen die Bayern

Bemerkenswert ist aber vor allem die Nervenstärke der Pastore-Schützlinge. Sieben von acht Spielen mit weniger als fünf Punkten Differenz wurden gewonnen. Wieviel Potenzial in dieser Mannschaft steckt, bewies sie im Viertelfinale des Pokals, in dem sie den Euroleague-Teilnehmer Bayern München eliminierte, den sie in der Liga sogar auswärts besiegte. Im Halbfinale müssen die Chemnitzer im Februar beim Deutschen Meister Alba Berlin antreten. In dieser Partie sind die Niners dann Außenseiter, im Rennen um die Playoff-Plätze sind sie es nicht!

Bleibt gesund und zuversichtlich!

Euer