Tragischer Held, Aufsteiger, Trend und Spielstil der Saison

2017/2018 MVP der BBL, 2018/2019 MVP des Eurocups. Luke Sikma wartet aber weiterhin auf den ersten Titel mit ALBA BERLIN. In der abgelaufenen Spielzeit unterlagen die Albatrosse in allen drei Wettbewerben in den Finalspielen – und Sikma war in den entscheidenden Partien weit von seiner Bestleistung entfernt. Beim Pokalfinale in Bamberg ging er krank in die Schlacht, Schwamm drüber. In den drei Eurocup-Finalpartien gegen Valencia erzielte er insgesamt 22 Punkte, genauso viele wie in den drei BBL-Endspielbegegnungen gegen die Bayern. In diesen sechs Spielen traf er nur 15 von 51 Würfen aus dem Feld, weniger als 30%. Noch eklatanter wird es, wenn man sich die Spiele anschaut, in denen die Serien beendet wurden: 2/18 Field Goals in diesen beiden Partien. Der Amerikaner hat einen neuen und langfristigen Vertrag in Berlin unterschrieben. Seine Probleme in den großen Momenten sind auch den ALBA-Fans nicht verborgen geblieben, die ihn zukünftig sehr stark daran messen dürften, wie er in diesen Situationen auftritt.

Der Aufsteiger der Saison: T.J. Bray

Vom BBL-Neuling RASTA Vechta zum Deutschen Meister und in die Euroleague – so lautet die Erfolgsgeschichte von T.J. Bray. Der vielseitige Guard hat seinen Marktwert wahrscheinlich in einem Maße gesteigert wie kein anderer Akteur. Mit über 8 Assists pro Partie führte er die Liga an, war ein ständiger Gefahrenherd von der Dreipunktelinie, und vor allem konnte er in den Playoffs noch eine Schippe drauflegen. 14,8 Punkte pro Partie in der Hauptrunde, 18,7 im Viertelfinale gegen Bamberg und 22,3 im Halbfinale gegen seinen neuen Arbeitgeber München. Bleibt zu hoffen, dass der 27Jährige bei den Bayern eine Rolle zugewiesen bekommt, in der er sein kreatives Potenzial auch weiterhin zur Entfaltung bringen kann.

Ein weiterer Trend der Saison: Der Sportdirektor

Die Flaggschiffe München und Berlin haben diese Positionen mit Daniele Baiesi und Himar Ojeda hochwertig besetzt. Ihr Anteil am Erfolg ihrer Mannschaften sollte nicht unterschätzt werden. Auch das dritte „große B“, Brose Bamberg, verfügt natürlich über einen Sportdirektor. Nach Baiesis Wechsel nach München (der Italiener galt als Architekt der Meisterteams von Andrea Trinchieri), griff sein Nachfolger Ginas Rutkauskas bei der Spielerauswahl ordentlich daneben, so dass jetzt die Hoffnungen auf dem Belgier Leo de Rycke ruhen. Auch Oldenburg, Bonn und Crailsheim haben eine solche Stelle bereits vergeben. Wirklich interessant ist aber, dass diese Position mittlerweile für weitere Teams relevant geworden. So installierte Bayreuth mit Matt Haufer erstmals einen Sportdirektor, und in Ulm wechselte mit Thorsten Leibenath sogar der erfolgreichste deutsche Trainer der letzten Jahre von der Trainerbank ins Front Office. Aufgaben gibt es genug, von der Talentsichtung bis hin zum Aufbau interner Strukturen.

Der Spielstil der Saison: RASTA Vechta

Die Mannschaft der abgelaufenen Spielzeit war zweifellos RASTA Vechta und ihr Head Coach Pedro Calles wurde völlig zurecht als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Der Neuling spielte nicht nur äußerst erfolgreich und performte an den materiellen Möglichkeiten gemessen gnadenlos über, vor allem etablierte er auch einen eigenen Stil, der vor allem auf seiner Run-and-Jump-Defense fußte. Coach Aíto sprach sogar davon, dass Vechta den Basketball der Zukunft spiele. Da taktische Entwicklungen im Sport oft wellenförmig verlaufen, bin ich gespannt, wie viele Mannschaften in der kommenden Saison in ihrer Konzeption Anleihen bei den Niedersachsen nehmen werden.

Euer

 

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