Vor dem Saisonstart: Auf diese Spieler solltet ihr achten

Ein Dienstag als Saisonstart – dies ist genauso gewöhnungsbedürftig wie das vorübergehende Format mit 17 Mannschaften.  Aber das sind nicht mehr als Randnotizen angesichts der Spieler, auf die wir uns freuen dürfen.

Der Dauerbrenner und der Rückkehrer

Beginnen wir mit dem Phänomen: Der ewige Rickey Paulding ist mittlerweile der älteste Spieler der Liga. Aber angesichts seiner Leistungen ist er kein Oldie, sondern ein Evergreen. Seit zwölf Jahren läuft der Amerikaner im Oldenburger Trikot auf und hat nicht nur wegen dieses langen Zeitraums einen immensen Einfluss auf die Liga gehabt. Paulding war Meister und Pokalsieger und wird von den Fans an allen Standorten verehrt, was die dreimalige Auszeichnung als Most Likeable Player unterstreicht.

Ich kann euch nur raten: Habt auch in dieser Spielzeit wieder ein Auge auf den Methusalem der Liga, der mit seinen 36 Jahren älter ist als die beiden Head Coaches Sebastian Gleim (Frankfurt) und Pedro Calles (Vechta).

Letzteres gilt auch für Heiko Schaffartzik, den Rückkehrer der Saison, zu dem die Öffentlichkeit allerdings ein deutlich ambivalenteres Verhältnis als zum Oldenburger Forward pflegt. Aber schreien nicht immer alle nach sogenannten Typen, nach Spielern, die sich aus der Konformität der Masse abheben? Heiko ist ein solcher Spieler – und ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich durfte ihn coachen. Der gebürtige Berliner ist geradlinig, risikofreudig und kann ein Spiel drehen. Ich freue mich jedenfalls riesig, dass er mit 35 Jahren und nach vier Spielzeiten im Ausland noch einmal den Weg zurück nach Deutschland gefunden hat. Welcome back, Heiko!

Mit Assem Marei, der nach seinem einjährigen Türkei-Intermezzo in Bamberg nun seine zweite fränkische Station vor der Brust hat, gibt es einen weiteren interessanten Rückkehrer, aber in seiner Bedeutung reicht er nicht an Schaffartzik heran.

Die interessantesten Newcomer

Ich muss hier nicht die komplette Liste der bisherigen NBA-Spieler in der BBL aufführen, um zu belegen, dass mit Greg Monroe der bislang wahrscheinlich beste Akteur aus der US-Profiliga nach Deutschland kommt. Karrierewerte von 13,2 Punkten und 8,3 Rebounds bei 659 Auftritten zeugen von einer Qualität, die noch über der eines Bostjan Nachbar (Bamberg, 2012/2013) oder Derrick Williams (München, 2018/2019) liegen sollte. Hält diese Entwicklung an, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann LeBron James oder Stephen Curry in der BBL aufschlagen! Oder doch nicht?

Wäre Makai Mason auf den im Vergleich zum starken Frontcourt eher schwächer besetzten Guard-Positionen ein Spieler, der der deutschen Nationalmannschaft weiterhelfen könnte? Bislang war das schwer einzuschätzen, denn Mason hat zwar 15 Länderspiele bestritten, stand jedoch nie bei einem großen Turnier auf dem Parkett. Nach seiner College-Zeit beginnt er in Berlin seine Profilaufbahn. Er selbst und wir können uns bei seinen Auftritten in der BBL und in der Euroleague jetzt ein realistischeres Bild verschaffen, wozu er fähig ist.

Kostja Mushidi galt im unglaublich talentierten Jahrgang 1998 immer als größte Hoffnung hinter Isaiah Hartenstein. Nach einem Jahr in Frankreich und drei Spielzeiten in Serbien darf sich der Shooting Guard nun erstmals in Deutschlands höchster Spielklasse beweisen. Auch bei ihm geht es darum zu belegen, dass er ein Kandidat für die DBB-Auswahl sein kann.

Die spannendsten Projekte

Bleiben wir bei Mushidi, der in Braunschweig zusammen mit Karim Jallow, Lars Lagerpusch, Garai Zeeb und Lukas Wank die deutschen Minuten in der Rotation spielen wird. Keiner dieser Spieler ist älter als 22. Dazu trägt mit Pete Strobl ein Rookie die Verantwortung als Head Coach. Die Basketball Löwen haben Potenzial, aber das Pegel kann in beide Richtungen ausschlagen.

Das aufregendste individuelle Projekt haben die Ulmer im Programm. Ein Teenager als Starter auf der Spielmacherposition? Diese Konstellation hat in diesem Jahrzehnt in der Basketball-Bundesliga noch kein Verein ernsthaft angedacht. Doch jetzt möchte ratiopharm ulm diesen Weg mit dem 18jährigen Franzosen Killian Hayes gehen.

Die sechs deutschen WM-Teilnehmer

Für Maodo Lo sollte es in der kommenden Spielzeit darum gehen, sich stärker als Point Guard zu etablieren, da im Backcourt der Bayern eigentlich nur Combos unterwegs sind. Andreas Obst muss sich jetzt entscheiden, ob er ein Dreierspezialist sein möchte oder seinem Spiel weitere Facetten hinzufügen will. Wählt er erstere Option, sollte er an den 50% Trefferquote von Downtown kratzen. Paul Zipser möchte mittelfristig zurück in die NBA. Im Bayernkader wird er allerdings nur ein Rollenspieler sein. 2016 wurde er aufgrund seines Potenzials gedraftet, jetzt mit 25 muss er (auch statistisch) stark performen, um den Schritt ein zweites Mal zu gehen. Um Danilo Barthel mache ich mir eigentlich nie Sorgen. Er wird mit seiner Stabilität auch in der kommenden Saison ein unverzichtbarer Leistungsträger des Deutschen Meisters sein. Johannes Thiemann kam bei der WM nur zu einem Kurzeinsatz. Ich habe manchmal den Eindruck, dass seine alte Athletik nach der schweren Verletzung in Ludwigsburg immer noch nicht komplett zurückgekehrt ist. Im zweiten Jahr sollte er das komplexe Berliner System (noch) besser verinnerlichen können.  Niels Giffey dürfte bei den Albatrossen die gleiche Rolle wie in der Vergangenheit einnehmen. Seine Variabilität, drei Positionen spielen zu können, und seine Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, zeichnen den Kapitän aus.

Euer