Die gestiegene Attraktivität des Eurocups

Basketballer auf einem Freiplatz bei Sonnenuntergang

Die gestiegene Attraktivität des Eurocups

Euroleague, Eurocup, Champions League und Europe Cup – die Wettbewerbe im europäischen Vereinsbasketball muten für Außenstehende wie ein fast undurchdringlicher Dschungel an. Der Sport geht manchmal seltsame Wege. Seit sich die Top-Vereine des Kontinents vom internationalen Verband FIBA abgespalten haben, organisieren sie in Eigenregie die unumstrittene Königsklasse, die Euroleague. Als zweiten Wettbewerb richten sie den Eurocup aus, dem die FIBA mit ihrer Champions League gerne den Rang ablaufen würde. Zwar ist es dem Verband gelungen, über finanzielle Anreize einige gute Vereine zu sich herüberzuziehen. Aber die aktuelle Situation zeigt trotzdem, dass sich der Eurocup eindeutig als zweitbester Wettbewerb etabliert hat.

Wie schon in der Vergangenheit bietet er die einzige Möglichkeit, sich sportlich für die Euroleague zu qualifizieren. Durch eine Modus-Änderung wurde die Attraktivität des Eurocups zusätzlich aufgewertet. Seit dieser Saison spielen 20 Teams in zwei Zehnergruppen die Vorrunde, was bedeutet, dass jede Mannschaft im Wettbewerb mindestens 18 Spiele absolviert hat, bevor es in die Playoffs geht. Das ist immer noch ein gutes Stück vom Wahnsinnsprogramm der Euroleague mit 34 Hauptrundenbegegnungen entfernt, trotzdem aber ein dickes Brett, weil bis auf ganz wenige Einzelfälle die Teams nicht über den finanziellen und infrastrukturellen Hintergrund der Euroleague-Teilnehmer verfügen.

Partizan Belgrad und Virtus Bologna mit Starpower

Zu diesen Ausnahmen zählen Partizan Belgrad und Virtus Bologna, deren Ziele hochgesteckt sind und die als Favoriten für das Finale gelten, mit dem die Qualifikation für die Königsklasse verbunden ist. Der italienische Meister war bereits in der letzten Spielzeit ein Anwärter, unterlag aber im Halbfinale. 2019 gewann der Club die FIBA Champions League. Die Umorientierung nach diesem Erfolg unterstreicht die Wertigkeit des Eurocups für die ambitionierten Vereine. Vor dieser Saison wurde mit Niccolo Mannion eine der großen Hoffnungen des italienischen Basketballs verpflichtet. Der 20Jährige spielte zuletzt für die Golden State Warriors in der NBA. Ihm zur Seite steht Marco Belinelli, der 2020 nach 13 Jahren in der amerikanischen Profiliga in seine Heimat zurückkehrte. Dazu kommen vier weitere Akteure mit NBA-Erfahrung, darunter der Serbe Milos Teodosic, der für seinen Dreijahresvertrag mehr als 5 Millionen Euro netto erhält.

Auch der Coach verfügt über einen großen Namen. Sergio Scariolo wurde mit Spanien Weltmeister, drei Mal Europameister und gewann zwei olympische Medaillen. Zuletzt war der 60Jährige mehrere Jahre in der NBA tätig und feierte 2019 als wichtigster Assistenztrainer mit den Toronto Raptors den Titel.

In Belgrad ist der Übungsleiter auch gleichzeitig der Star. Zeljko Obradovic gewann die Euroleague neun Mal und ist damit der erfolgreichste europäische Vereinstrainer aller Zeiten. Die erste kontinentale Krone konnte er 1992 mit Partizan erringen, jenem Club, den er jetzt in die absolute Spitze zurückführen möchte. Nach einer einjährigen Auszeit dürften es ihm an Energie und Motivation nicht mangeln.

Es wird nicht gekleckert, sondern geklotzt

Dafür wurde wie in Bologna nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mit Alen Smailagic und Rodions Kurucs verpflichteten die Serben zwei europäische NBA-Rückkehrer. Daneben holte man mit Kevin Punter und Zach Leday zwei Spieler, die in der vergangenen Saison Leistungsträger beim Euroleague-Halbfinalisten Mailand waren. Die 1,3 Millionen Euro netto pro Saison, die Partizan an Punter überweist, waren selbst dem Mailänder Sponsor Giorgio Armani zu viel. Wegen in der Vergangenheit nicht vollständig geleisteter Zahlungen, unter anderem an den derzeitigen Bayern-Coach Andrea Trinchieri, darf Belgrad momentan keine weiteren Transfers tätigen. Präsident Ostoja Mijailovic hat aber angekündigt, dass man diesbezüglich kurz vor einer Lösung stehe.

Die Stärke der beiden Favoriten mussten auch schon die beiden deutschen Teilnehmer Hamburg Towers und Ratiopharm Ulm anerkennen. Die Hanseaten unterlagen am ersten Spieltag Partizan, die Ulmer am zweiten in Bologna. Es spricht aber für die Qualität des Wettbewerbs, dass auch diese Topteams angreifbar sind. So hat Belgrad nach vier Spieltagen bereits eine Niederlage auf dem Konto, und Bologna kassierte sogar schon zwei. Hamburg feierte am letzten Spieltag den ersten Erfolg, während den Ulmern in Ljubljana immerhin der zweite Sieg in Serie gelang. Das Erreichen der Playoffs ist für beide deutsche Mannschaften möglich, aber keinesfalls ein Selbstläufer. Zudem gilt es abzuwarten, inwieweit die Doppelbelastung zu Rückschlägen in der Bundesliga führen kann. Denn auch hier gilt für Ulm und Hamburg: Die Playoffs sind kein Selbstläufer!

Bleibt alle gesund!

Euer