Ein Gremium gegen Unsportlichkeit

Spieler fliegt auf Freiplatz zum Dunking ein

Ein Gremium gegen Unsportlichkeit

Was manche Beobachter als clever und professionell bewerten, stufen andere schlicht und einfach als unsportlich ein. Das Vortäuschen von Fouls ist im bezahlten Sport zu einer Unsitte verkommen und hat im Basketball mittlerweile eine solche Dimension erreicht, dass die Bundesliga ein Gremium gebildet hat, dass sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen soll.

Auslöser waren die Schiedsrichterinnen, die sich immer stärker mit dem sogenannten Faking und Flopping konfrontiert sahen und die Liga über diese bedenkliche Entwicklung informierten. Nachdem die BBL dann die Klubs in Kenntnis gesetzt hatte, war man sich schnell einig, das Problem anzugehen.

Die Situationen, in denen die Spieler ihr Schauspieltalent ausleben, können relativ eindeutig kategorisiert werden. Diese theatralischen und übertriebenen Bewegungen, um den Anschein zu erwecken, gefoult worden zu sein, tauchen häufig auf, wenn sich Verteidiger um Blocks kämpfen. Aber man sieht sie auch in 1-1-Duellen, wenn es um die Frage geht, ob es sich um ein Offensiv- oder Defensivfoul handelt. Distanzwürfe sind in diesem Zusammenhang ebenfalls ein Thema, weil die Angreifer oftmals bewusst Kontakt initiieren oder vortäuschen. Es werden also sowohl Kontakte „verkauft“, die gar nicht stattgefunden haben (Block- und Wurfsituationen), als auch minimale Berührungen durch heftige Reaktionen bedeutender dargestellt als sie es sind (vermeintliches Offensivfoul). Je nach Ausmaß des Vortäuschens kann eine Verwarnung erfolgen oder auch sofort ein Technisches Foul verhängt werden. Aber diese Instrumentarien reichen offensichtlich schon lange nicht mehr aus. Die Motivation, mit diesen unlauteren Mitteln die sportlichen Ziele zu erreichen, ist ungebrochen. Durch den bislang durchaus bemerkenswerten Erfolg ihrer Vorgehensweise sahen sich die Übeltäter bestätigt und ermutigten zudem auch noch Nachahmer. Sportliches Verhalten als Wert im Wettbewerb verlor immer mehr an Bedeutung.

Deshalb haben sich die Klubs mit der Liga auf ein Vorgehen verständigt, dass sich in weiten Teilen daran orientiert, wie die Deutsche Eishockey Liga (DEL) mit dieser Thematik umgeht. Die Klubs können die Liga über nicht bemerkte Situationen innerhalb von 72 Stunden in Kenntnis setzen. Dann entscheidet die Liga, die unabhängig von den Klubs ebenfalls Szenen einreichen darf, darüber, ob das entsprechende Videomaterial einem Entscheidungsgremium vorgelegt wird. Zudem müssen sämtliche mit einem Technischen Foul sanktionierten Fälle in diesem Rahmen noch einmal verifiziert werden.

Beim ersten festgestellten Vergehen werden die betreffenden Spieler von der Liga informiert, im Wiederholungsfall wird ihr Name auf eine Liste gesetzt, die allen Klubs und Schiedsrichtern zugänglich ist. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Liste faktisch hilfreich ist. Letztendlich geht es darum, dass die Schiedsrichterinnen jede Situation isoliert bewerten, ohne durch Ereignisse aus der Vergangenheit vorbefasst zu sein.

Auch die Zusammensetzung des Gremiums, dass mit drei von vier Stimmen ein Flopping oder Faking feststellen muss, damit die beschriebenen Mechanismen in Gang gesetzt werden, ist diskussionswürdig. Zwei ehemalige Referees, deren Namen der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurden, und die Ex-Nationalspieler Hansi Gnad und Pascal Roller beurteilen die Situationen. Auch hier dient die DEL als Vorbild. Aber warum keine aktiven Topschiedsrichterinnen? Auch beim Vergehen „Vortäuschen eines Fouls“ geht es um die Interpretation und Anwendung des Regelwerks. Dies ist die Kernkompetenz der Unparteiischen. Zudem arbeitet Roller auch als TV-Experte für MagentaSport. In dieser Funktion muss er für die Öffentlichkeit hörbar Spielsituationen einschätzen, auch solche, die in den Themenkomplex Faking und Flopping fallen. Gnad hat sich in der zweiten Liga einen Namen als Trainer gemacht hat und könnte bald den Sprung ins Oberhaus schaffen. Auch das ist keine perfekte Konstellation.

Die aktuelle Herangehensweise ist zunächst als Probephase bis Ende der Hinrunde Mitte Januar angedacht. Wie es dann weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Liga und Klubs wollen zu diesem Zeitpunkt die gemachten Erfahrungen evaluieren und über das weitere Vorgehen beraten. Mit der Information des Spielers, der Namensliste und der Zusammensetzung des Gremiums haben sich die Basketballer am Vorbild des Eishockeys orientiert. Die DEL ist aber letztendlich schon deutlich weiter. Denn sie hat die Ahndung und Sanktionierung dieses unsportlichen Verhaltens in ihren Statuten verankert. Dies ist bei der BBL (noch) nicht der Fall. Vor allem aber gibt es im Eishockey eine dritte Stufe, die Geldstrafe. Diese muss im Basketball ebenfalls folgen, sonst kämpfen die Verantwortlichen mit stumpfen Schwertern. Es sollte aber auch klar sein, dass ein – wie auch immer zusammengesetztes – Gremium nicht die Entscheidungsfindung der Schiedsrichter ersetzen kann. Genauso wenig kann es fehlenden Charakter der Spieler kompensieren.

Bleibt gesund

Euer